Sätze, die mir als Traurednerin während einer Zeremonie durch den Kopf gehen

Sytle Shoot / Fotos von Sabrina Timm

Jede freie Trauung ist ein einzigartiges Erlebnis – für das Brautpaar, die Gäste und natürlich auch für mich als Traurednerin. Während ich vorne stehe, professionell spreche und die Emotionen des Moments einfange, läuft in meinem Kopf jedoch oft ein ganz eigenes Gedankenkarussell ab.

Jede Hochzeit hat ihre ganz besondere Atmosphäre, sei es ein intimes Ja-Wort am Seeufer, eine ausgelassene Feier in einer Scheune oder eine romantische Zeremonie in einem blühenden Garten. Und während ich den Moment genieße, habe ich so einige Gedanken, die mir regelmäßig durch den Kopf schwirren. Hier ein kleiner Einblick in meine inneren Monologe:

1. Denk dran, gerade zu stehen!

Habe ich eine gute Haltung? Oder sehe ich aus wie der schiefe Turm von Pisa? Ich möchte seriös wirken, aber auch locker und nahbar bleiben. Bloß nicht zu steif, aber auch nicht zu lässig – eine Gratwanderung! Und dann kommt der Gedanke: "Hoffentlich kippe ich nicht vor Aufregung um."

2. Sitzen meine Haare noch?

Eben sahen sie noch gut aus, aber was, wenn sich inzwischen eine Strähne verselbstständigt hat? Eine leichte Brise kann schnell zur Herausforderung werden. Ich sollte mir wohl doch einen Assistenten engagieren, der mir in solchen Momenten mit einem unauffälligen Handzeichen Bescheid gibt.

3. Lächeln, lächeln, lächeln… aber nicht zu creepy!

Es gibt einen schmalen Grat zwischen "freundlich strahlend" und "leicht wahnsinnig wirkend". Ich möchte, dass das Brautpaar sich wohlfühlt, aber bitte nicht so, dass ich wie eine übermotivierte Animateurin aussehe. Und dann denke ich: "Lächeln hält jung – also weitermachen!"

4. Warum schaut die Brautmutter so streng?

Hat sie einfach diesen Gesichtsausdruck oder habe ich versehentlich etwas Falsches gesagt? Ich versuche, mich nicht verunsichern zu lassen, aber mein Kopf beginnt wilde Theorien zu spinnen. Vielleicht ist sie einfach gerührt? Oder sie hat heimlich gehofft, dass ihr Lieblingslied gespielt wird? Ich werde es wohl nie erfahren...

5. Rede ich laut genug? Oder zu leise?

Ich hoffe, die Gäste in der letzten Reihe verstehen jedes Wort. Falls nicht – sorry, ich kann mich nicht noch näher ans Mikro quetschen! Und dann ist da noch dieser eine Gast, der immer wieder irritiert die Stirn runzelt. Versteht er mich nicht oder hat er einfach an etwas ganz anderes gedacht?

6. Jetzt sollte sie gleich lachen…

Habe ich gerade einen Witz gemacht? Ja. Lacht sie? Nein. Uff. Vielleicht war es die Aufregung oder mein Humor trifft nicht ganz ins Schwarze. Aber ich bleibe optimistisch – vielleicht kommt das Lachen ja mit einer kleinen Verzögerung.

7. Oh nein, da kommen die Tränen!

Ein rührender Moment – und ich darf bloß nicht selbst in Tränen ausbrechen. Es ist ja nicht so, dass ich das nicht schon ein paar Mal geschafft hätte. Ich atme tief durch und erinnere mich daran: Ich bin die Ruhe in Person. Oder zumindest versuche ich es.

8. Ich liebe diesen Job!

Trotz all dieser Gedanken, kleinen Unsicherheiten und inneren Monologe gibt es nichts Schöneres, als diesen besonderen Moment für ein Brautpaar zu gestalten. Jede Hochzeit ist anders, jede Geschichte einzigartig – und ich bin immer wieder dankbar, ein Teil davon sein zu dürfen.

9. Habe ich an alles gedacht?

Sind die Ringe da? Hat das Mikro genug Akku? Steht das Brautpaar richtig fürs perfekte Foto? Ein bisschen Perfektionismus gehört einfach dazu. Und trotzdem, wenn ich in die strahlenden Augen der beiden schaue, weiß ich: Alles ist genau so, wie es sein soll.

10. Wie lange kann ich eigentlich die Luft anhalten?

Es gibt Momente, in denen ich so konzentriert bin, dass ich unbewusst den Atem anhalte. Vor allem, wenn ich weiß, dass gleich der emotionale Höhepunkt der Rede kommt. Dann denke ich: "Atmen nicht vergessen – oh, und vielleicht danach was trinken!"

Noch Fragen? Dann schreibt mir.

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